Marburger Neue Zeitung
11.03.2003

Holz, Restmüll und Bauschutt landen in der blauen Tonne - Fabrik in Witzenhausen schickt 75 Tonnen verdrecktes Altpapier zurück in den Kreis

 

Marburg-Biedenkopf. Eigentlich müsste den Bürgern des Landkreises die Sortierung des Mülls in Fleisch und Blut übergegangen sein. Selbst in den Kindergärten und Schulen lernt der Nachwuchs, welche Abfallprodukte in welche Gefäße gehören. Am einfachsten müsste es dabei mit dem Altpapier zugehen, doch genau hier hat der Landkreis in Form seines Eigenbetriebs für Abfallwirtschaft (BefA) momentan große Probleme. Drei Lastzüge mit insgesamt 75 Tonnen verdrecktem Altpapier hat die Papierfabrik in Witzenhausen zwischen dem 27. Februar und 4. März zurück geschickt.

 

Für die Verantwortlichen bei der BefA ist die ganze Sache mehr als ärgerlich. Immerhin verursacht die unsachgemäße Abfallentsorgung eine Menge Kosten und Arbeit, so Dr. Harald Reitze. Und Dr. Peter Zulauf fügt hinzu, dass man es zunächst mit Appellen an die Verursacher versuche.

 

Pro Jahr liefert der Landkreis rund 14 000 Tonnen Altpapier nach Witzenhausen. Eingesammelt wird dies in den einzelnen Gemeinden von unterschiedlichen Unternehmen.

 

Auf dem Gelände der Firma Völker in Ebsdorfergrund-Hachborn findet dann eine grobe Sichtung statt, bevor transportfähige Ballen erstellt werden. Bei diesen Kontrollen seien die Verunreinigungen nicht aufgefallen, so die BefA-Mitarbeiter.

 

Per Lastzug werden dann immer zweimal täglich je 25 Tonnen Altpapier nach Nordhessen transportiert. Im Werk findet eine Eingangskontrolle statt. Die ist für die Papierfabrik wichtig, damit der Recyclingkreislauf nicht unnötig unterbrochen wird. Rund ein Prozent Verunreinigung akzeptiert man in Witzenhausen. Kommt es jedoch ganz dicke, dann geht eben eine ganze Lastwagenladung zurück.

 

Den Marburgern präsentierte man mit dem nicht abgenommenen Altpapier auch gleich die Gründe: Restmüll, organische Abfälle, Bauschutt, größere Holzstücke, Plastikverpackungen und auch Windeln. In Hachborn musste dann die komplette Ladung sortiert werden, damit der Restmüll der weiteren Endlagerung zugeführt werden kann. Natürlich ist nur ein Bruchteil der 25 Tonnen Lastzugladung kein Altpapier und muss für 184,50 Euro pro Tonne teuer entsorgt werden. Doch das meiste Geld fällt für die zusätzliche Frachtkosten und die nun personalintensive Sortierung in Hachborn an, so Dr. Zulauf.

 

Sollten die Appelle an die Bevölkerung nicht fruchten, dann muss die BefA über die Gemeinden und Abfuhrunternehmen Kontrollen einführen, die natürlich auch zu bezahlen sind.

 

Sollte ein Verursacher ermittelt werden, drohen saftige Rechnungen. Doch noch hofft man auf die Einsicht der Übeltäter, damit das Altpapier aus dem Kreis Marburg-Biedenkopf wieder ordentlich in Witzenhausen ankommt. Dort stellt man übrigens braune Kartonpappe als Recyclingprodukt her.

Von E. Meistrell